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Stadt von morgen
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Le Corbusiers Entwurf einer 'zeitgenössischen Stadt' 1 für drei Millionen Einwohner kann als Prototyp einer Metropole des industriellen Fortschritts gewertet werden. Seine Planung eines geometrischen Stadtmodells richtet sich nach der effizienten Verbindung zwischen Geschäftswelt im Zentrum und citynahen Wohnblöcken, während breite Schnellstraßen den direkten Zugang zu den Industriezonen und Gartenstädten der Peripherie ermöglichen. In den folgenden Jahrzehnten wurde Le Corbusiers Konzept, neben anderen, zum Vorbild zahlreicher stadtplanerischer Umsetzungen. Die Utopie einer durchrationalisierten Stadt konnte sich aber letztlich nicht umfassend durchsetzen, da die realen menschlichen und sozialen Bedürfnisse in den Planungen nur eine untergeordnete Rolle spielten. Spätestens mit den Trabantenstädten der 1970er Jahre ist deutlich geworden, dass die Vernachlässigung des 'menschlichen Faktors' zu einem Umdenkungsprozess führen musste, der bis heute andauert.
'Stadt von morgen' setzt sich auf unterschiedliche Weise mit historischen, zeitgenössischen und zukünftigen Stadt- und Wohnkonzepten auseinander, die sich direkt oder indirekt auf die Verwirklichung funktionaler Großstädte, für die Le Corbusiers Vision als Paradigma gelten kann, beziehen lassen. Um einen einseitigen Blick auf die oft als trist beschriebenen modernen Wohnanlagen und Innenstadtbereiche soll es dabei nicht gehen. Das Programm konzentriert sich vielmehr auf die Frage nach gesellschaftlichen und individuellen Lebenssituationen vor dem Hintergrund städtischen Umbaus und in Beton gegossener Realitäten. Neben unbefriedigten Wünschen und Enttäuschungen der BewohnerInnen erzählen die Filme humorvoll und emphatisch von eigensinnigen Umnutzungen, privaten Initiativen und persönlichen Vorstellungen. Die genreübergreifende Auswahl führt vom enthusiastischen Plädoyer für die verkehrsgerechte westdeutsche Stadt der Nachkriegszeit über die wütend-poetische Hommage an das chaotische historische London bis zur Vision einer futuristischen MetaCity, die rein aus Daten und Informationen besteht. A. C.
1 Erstmalig präsentiert im Salon d'Automne, Paris, 1922