Übergordnete Werke und Veranstaltungen
Schnitt ins Land
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Das Geiseltal südlich von Halle ist heute eine Seenlandschaft, die durch die Flutung mehrerer Tagebaurestlöcher entstand. Die Braunkohle des Geiseltals lag nahe der Oberfläche. So musste vergleichsweise wenig Abraum bewegt werden, was die fast vollständige Auskohlung der Lagerstätte bis 1993 begünstigte. Von „Umkohlung“ sprach man in der DDR, wenn Dörfer abgebaggert und Menschen umgesiedelt wurden, um dem Braunkohletagebau Platz zu machen. In seinem ersten DEFA-Dokumentarfilm Umkohlung aus dem Jahr 1965 gibt Thomas Kuschel den Betroffenen eine Stimme, er zeichnet ein außergewöhnlich kritisches Bild der Konsequenzen einer fossilen Energiepolitik, die bis heute Natur und Kultur vernichtet. Das Programm Schnitt ins Land verknüpft Kuschels Film mit dem Portrait ländlicher Arbeits- und Familienverhältnisse in aktuellen Filmen von Marian Mayland und Alexandra Tatar. Wie sehr die 1980er Jahre auf persönlicher wie gesellschaftlicher Ebene Endzeitgefühle hervorbrachten, erforscht Mayland im Gespräch mit ihren Eltern und ihrem Bruder – eingebettet in die häusliche Umgebung der einst mehr schlecht als recht laufenden elterlichen Gärtnerei in einer westdeutschen Kleinstadt nahe eines Militärübungsplatzes. Die Monotonie industrialisierter Landschaften ist nicht nur Ergebnis von Ausräumung, sondern ebenso von großflächiger agrarischer Nutzung, deren Profitabilität nicht selten auf dem Rücken prekär bezahlter Erntehelfer:innen aus Osteuropa erzielt wird. Dieser Erfahrung setzte sich die rumänische Künstlerin Alexandra Tatar gemeinsam mit ihrer Mutter in einem österreichischen Weinanbaugebiet aus: Mâna care taie (Schneidende Hand) bezeugt die tiefe Unwucht der europäischen Integration.
Anschließendes Publikumsgespräch mit Marian Mayland und Alexandra Tatar, moderiert von Florian Wüst