Übergordnete Werke und Veranstaltungen

Werkleitz Festival 2018 Holen und Bringen

Ausstellung

Samstag
20.10.
19:00
 
 
Sonntag
4.11.2018
22:00

Mit den zum Werkleitz Festival 2018 eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern !Mediengruppe Bitnik, Mariechen Danz, Doug Fishbone, Foundland Collective, Hiwa K, Lawrence Lek, Candice Lin, Sebastian Schmieg und Leanne Wijnsma sind in der Ausstellung Holen und Bringen neun künstlerische Positionen vertreten, die sich sowohl mit den Funktionsweisen von Logistik und der zugehörigen Dienstleistungsbranche auseinandersetzen als auch weiterführende Fragen stellen. Dabei geht es unter anderem um den Zugang zu grundsätzlicher Mobilität, um die unsichtbaren Strukturen unseres Alltags und die Auswirkungen dessen, dass einige wenige alles zu jeder Zeit haben können. Die inhaltliche und mediale Bandbreite der künstlerischen Betrachtungen greift das Spannungsverhältnis zwischen den analogen und digitalen Prozessen innerhalb der Logistik auf. Einerseits verweisen sie auf gesellschaftliche Veränderungen infolge der Automatisierung, der Nutzbarmachung von Daten und der digitalen Vernetztheit. Andererseits werden kulturhistorische Studien und deren Übertragungen auf unsere Jetztzeit verhandelt. Die Einbeziehung subjektiver Perspektiven lässt Raum für persönliche Geschichten innerhalb der abstrakten Logistikabläufe. Außerdem wird der menschliche Körper als Container von Wissen, Sprache, Abläufen und Waren in Augenschein genommen.

In sechs Interviews präsentieren Künstlerinnen und Künstler ihre für das Werkleitz Festival 2018 neu entstandenen Arbeiten, die bei der Drucklegung des Katalogs noch nicht abgeschlossen waren. Die Ausstellung wird maßgeblich ergänzt durch die Videoarbeiten und Installationen von Foundland Collective, Hiwa K und Lawrence Lek, die abermals an Kernpunkte der Auseinandersetzung mit dem Thema Logistik anknüpfen. Hiwa K verweist mit seiner Arbeit The Bell Project auf den für das 20. Jahrhundert prägenden Ursprung logistischer Prozesse aus dem Militärwesen. Durch die Verbindung von Nachschub und Religion wird die Logistik als eine Form der Ideologie hinterfragt, deren Schwingungen erst in der Distanz wahrnehmbar sind. Die Arbeit von Foundland Collective wiederum basiert auf archivarischen sowie privaten Erzählungen von Migration, Flucht und Vertreibung, wobei die Aufschlüsselung von Wegen und Netzen die Geschichte der Betroffenen fassbar macht. Lawrence Lek zeigt in seinen Videos futuristische Klischeevorstellungen von Logistik-Staaten wie China, die der Westen gerne für schlechte Arbeitsbedingungen hierzulande verantwortlich macht und zu digitalen Übermächten stilisiert.

Für die Ausstellung in Halle führen Leanne Wijnsma und Mariechen Danz bestehende Projekte fort. Einerseits beschäftigen sich die Arbeiten mit Tunneln als den Fundamenten der Logistikinfrastrukturen, andererseits dekonstruieren sie das Archiv der historischen, weltweiten Kartografie als subjektive Wissens- und Bewegungsnormierung. Candice Lin greift in ihrer neu entstandenen Arbeit die Salz-Geschichte der Stadt Halle (Saale) auf, um beispielhaft zu zeigen, wie erst durch die Konservierungseigenschaft des Rohstoffs die globale Seefahrt, die Eroberung der Welt und die systematische Sklaverei über Jahrhunderte hinweg vorangetrieben werden konnte. Ebenfalls ortsspezifisch ist die Arbeit von Doug Fishbone, der die Verbindung von Logistik und Tourismus anhand der Lenkung von Besucherströmen durch die Informations- und Kommunikationsmedien aufgreift. !Mediengruppe Bitnik lässt ihre Arbeit real durch analoge und digitale Lieferketten wandern. Mit ihren Projekten nimmt sie jene gesellschaftlichen Bereiche des Datenraums kritisch in den Blick, in denen das Subjekt schon längst zu einer festen Größe der Logistik geworden ist. Die Arbeit von Sebastian Schmieg schließlich stellt interaktiv Verbindungen zwischen den Ausstellungsbeiträgen her: Für Holen und Bringen hat er einen künstlerischen Augmented-Reality-Guide in Form von Datenbrillen entwickelt, wie sie gegenwärtig in Lagerhäusern Verwendung finden. Die Besucherinnen und Besucher werden durch die Ausstellungsräume geleitet und dabei selbst zum Reflexionsmoment logistischer Datenprozesse.

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