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Als „dritte Natur“ bezeichnet man Landschaften oder ökologische Nischen, die der Kontrolle der menschengemachten „zweiten Natur“ entglitten sind. Natur macht sich ungeregelt breit, aber unter Bedingungen, die weiterhin von menschlichen Eingriffen beeinflusst bleiben. So entstehen bisweilen neue Naturen durch evolutionäre Anpassung. Ein geradezu klassisches Beispiel hierfür aus der Gegenwart ist die Art und Weise, wie Mikroorganismen und andere kleine Lebensformen in verschiedensten Ökosystemen begonnen haben, sich an die allgegenwärtigen Kunststoffreste anzupassen. Spekulative Naturforscher:innen beschäftigen sich mit diesen Anpassungen als Beispiele gelingenden „Lebens auf einem beschädigten Planeten“. Felicitas Fäßler suchte in einem vorherigen Projekt auf illegalen Müllhalden im Weichbild von Berlin nach Spuren alten und neuen Lebens. „Settlements“ (Siedelungen) nannte sie die von ihr gefundenen und dokumentierten Styroporbrocken, die von neuem Bewuchs überzogen waren. Wesentlich älter ist die Kulturfolgenatur, mit der sie sich für Mein Schatz beschäftigt: Das Kupferblümchen, auch bekannt unter dem Namen Harzer Frühlingsmiere (Minuartia verna), wurde bereits in einer 1588 erschienenen Sammlung der im Harz vorkommenden Flora aufgeführt – Johannes Thal, Sylva Hercynia, nebenbei eine der ersten Botaniken weltweit –; und zwar als eine Pflanze, die vor allem auf den schwermetallbelasteten Halden in der Nähe von Erzbergwerken gedeihe. In ihrer Arbeit Ausbiss nähert sich Fäßler dem Wesen dieser zarten, weißblütrigen Blume, die auch im Mansfeldischen Bergbaurevier seit je wohlbekannt ist, mit Mitteln aus der Kupferverarbeitung und druckgrafischen Mitteln.