Werkleitz Festival 2011

ZOO

Freitag
14.
 
 
Sonntag
16.10.2011

Zoo als Kurzform für Zoologischer Garten mit dem Synonym Tierpark steht seit Jahrhunderten sowohl für die Exposition von Tieren als auch für die Imagination von Landschaft. Während Menagerien und Lustgärten, oftmals direkte Vorgänger von Zoologischen Gärten, der herrschaftlichen Repräsentation und der Kurzweil am Hofe dienten, stellen sich heutige Zoos als Institutionen für Natur- und Artenschutz, Forschung und Bildung sowie Erholung vor. Die Entwicklung von der Löwengrube über die Menagerie zum Tierpark kann als Bestandteil unserer Zivilisationsgeschichte betrachtet werden. In der Zooarchitektur spiegelt sich die Entwicklung vom absolutistischen Hof und den Gärten der Aufklärung über den Stolz eines urbanen Bürgertums bis hin zur individualisierten Gesellschaft wider. Die wirtschaftliche Prosperität der Städte führte ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu zahlreichen Gründungen von Zoos. Kolonialismus gestattete Zugriff auf Exoten aus aller Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse wie die Evolutionstheorie Darwins machten die Zoologischen Gärten einmal mehr populär. Völkerschauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ergänzten ihr Repertoire, Zoobesucher durften sich damals nicht allein als „Krone der Schöpfung“ sondern auch als bessere „Rasse“ betrachten. Zoos bieten bis heute idealisierten Ersatz für entrückte oder verloren gegangene Natur. Kollektive Sorge um Pflanzen und Tiere ist aktuell und virulent, oberflächlich bewegt sie sich zwischen „Mein Freund der Baum“ von Alexandra bis zur „Ode an den Problembären“ Bruno. Jeder Verlust an Natur mag als Gleichnis zur Vertreibung aus dem Paradies empfunden werden. Auch dem Wunsch, die Vielfalt der Tierwelt zu erhalten, liegt eine biblische Idee zugrunde: So dient die Arche Noah oftmals als Metapher für die heutige Rolle Zoologischer Gärten.

Auch wenn unsere Gesellschaft bis heute nicht vom anthropozentrischen Weltbild abgewichen ist, wird nicht zuletzt um dessen Rechtfertigung beständig auf eine Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur, den Tieren und den Pflanzen verwiesen. Diese Verantwortung ist jedoch variabel und abhängig von Forschungsstand und Erkenntnis.

Wie haben sich unsere ethischen und moralischen Vorstellungen von Natur entwickelt und in welchem Verhältnis stehen wir heute zu den Tieren? Mit diesen Fragen wird sich das Werkleitz Festival ZOO an prädestiniertem Ort, dem halleschen Zoo, auseinandersetzen.

Das Filmprogramm

Das von Cord Riechelmann und Marcel Schwierin kuratierte Filmprogramm Kino der Tiere zeigt filmische Arbeiten von 1891 bis 2010, dabei werden der wissenschaftliche und der künstlerische Blick auf das Tier gleichberechtigt behandelt.

Tierfilm ist eines der verbreitetsten Filmgenres überhaupt. Es ist auch mit das älteste. Sowohl die berühmten Serienfotografien Eadweard Muybridges als auch die unmittelbaren Vorläufer des Films, wie sie Étienne-Jules Mareys ab 1883 mit seinem „fotografischen Gewehr“ hergestellt hatte, waren nicht als Erfindungen eines neuen Mediums gedacht, sondern als Mittel zur Tierbeobachtung. Später werden Tierfilme zum Spiegel der Gesellschaften, ihrer Wissenschaften und Ideologien. An Beispielen von wissenschaftlichen, dokumentarischen wie erzählenden Filmen werden die jeweiligen gesellschaftlichen Spiegelungen im Film gezeigt, herausgearbeitet und kommentiert. Dabei scheint die Überwindung der gesellschaftlichen Hintergrundperspektiven vor allem in künstlerischen Filmen zu gelingen.

Das Festival Forum

Das Forum begleitet das Festival mit Vorträgen, Exkursionen und Lesungen. Die Ausstellung ZOO-Natur thematisiert Gemeinsamkeiten zwischen dem Zoo als offensichtlich gestaltetem Raum und einer Natur, wie wir sie heute als Kulturlandschaft außerhalb des Zoos vorfinden.

Playstation

Die von Piotr Baran entwickelte Tanz- und Videochoreographie Playstation wird Elefantenhaus des halleschen Zoos uraufgeführt.

ZOO-Konzert

Im ZOO-Konzert erläutert Hans Rotman, Intendant des Impuls Festivals, sowohl die Zusammenhänge zwischen der musikalischen Suite Karneval der Tiere, Camille Saint-Saëns (1886), und Jurassic Trip, Guillaume Conneson (1998), als auch die musikalischen Porträts der Tiere.

Kunst für Tiere

In Korrespondenz mit dem Werkleitz Festival ZOO findet im halleschen Zoo das von Radio Corax initiierte Projekt Kunst für Tiere statt.

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