Übergordnete Werke und Veranstaltungen

Werkleitz Festival 2011 ZOO

Kino der Tiere – Filmprogramm und Installationen

Freitag
14.
 
 
Sonntag
16.10.2011

Das Filmprogramm Kino der Tiere ist ein Experiment. Zum ersten Mal haben ein Biologe und ein Kurator gemeinsam ein Filmprogramm erarbeitet. Der wissenschaftliche und der künstlerische Blick auf das Tier werden gleichberechtigt behandelt. Die dabei entstandene kurze Geschichte des Tierfilms ist auch eine tierische Geschichte des Films. So waren die allerersten 'Stars' des Films nicht Menschen, sondern Tiere, wie zum Beispiel das galoppierende Pferd der berühmten Serienfotografien Eadweard Muybridges oder die Bewegungsstudien Étienne-Jules Mareys, die zu den ersten Filmen überhaupt gehören (etwa seine Fische von 1891). Es gibt aber auch zumindest schon einen Film, der von einem Tier gedreht wurde, Oedipe des Äffchens Capucine (gezeigt wird der gleichnamige Dokumentarfilm Nietos über die Entstehung dieser filmhistorischen Sensation).

Aus diversen Archiven haben die Kuratoren des Programms viele seltsame wie schöne, manchmal auch erschreckende Fundstücke ausgegraben. So sieht man Kaiser Wilhelm im Tierpark Hagenbeck und Seine Hoheit auf Fasanenjagd (Bilder vom Hof des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin). Speziell für das Programm restauriert wurden die tragische Hinrichtung des wildgewordenen Riesenelefanten Arno sowie das sowjetische Theater der Tiere, in dem die Dressur der Tiere deutliche Rückschlüsse auf die Dressur der Menschen im Stalinismus ziehen lässt. Koloniale Jagdfilme (Im Negerdorf - Jagd der Flusspferde) werden mit wissenschaftlichen Filmen über die Jagdrituale indigener Völker kontrastiert (Jagd mit Pfeil und Bogen auf Beutelmäuse und Shooting the Animal). Ein Highlight des Programm ist die Wiederentdeckung der Filme Heinz Meinhardts, der als erster in der DDR und als einer der ersten weltweit experimentelle Verhaltensforschung betrieben hat. Im Gegensatz zu seiner berühmten Kollegin Dian Fossey und ihren Gorillas, wurde Heinz Meinhardt ganz bodenständig zum Wildschwein ehrenhalber.

Tiere sind aber auch ein wichtiges Motiv für künstlerische Filmer. Einer der berühmtesten unter ihnen ist William Wegman, der mit seinem Weimaraner Man Ray hunderte von Filmen und Fotos gemacht hat. In seinen kurzen Sketchen spürt man den respektvollen Umgang, den die beiden miteinander pflegen. Joanna Rytel dagegen dreht den voyeuristischen Blick um: während sonst die Tiere für den Menschen auftreten, tanzt die Künstlerin in ihre Monkey Performance für Affen. Nicht das Tier selbst, sondern der Tierfilm ist wiederum das Thema der Installation Encyclopaedia Cinematographica von Christoph Keller, die als Kino-Installation vor jedem Programm laufen wird.

Das Ziel des Programms Kino der Tiere ist es, sich dem Blick des Menschen auf das Tier bewusst zu werden. Was sieht der Mensch, wenn er das Tier anblickt? Und welche Konsequenzen hat dieser Blick, vor allem für das Tier? Kann der Tierfilm dem Tier seine Würde zurückgeben? So konzentriert sich das Programm auf den 'echten' Tierfilm, das heisst in jedem Film taucht auch ein Tier auf. Die im Zeichentrickfilm so beliebten Anthropomorphisierungen in denen Tiere eigentlich nur als Symbole für den Menschen auftauchen, bleiben bewusst außen vor.

Als Gesprächsgäste für das Programm haben unter anderem zugesagt: Der Primatologe des Max-Planck-Instituts Dr. Johannes Grossman, der Projektleiter des Naturkundlichen Universitätsmuseums Halle (Saale) Dr. Frank D. Steinheimer, der Schäfer Christian Winz sowie der Schauspieler und Autor Hanns Zischler.

Das Programm Kino der Tiere wurde von dem Biologen, Philosophen und Autor Cord Riechelmann sowie dem Kurator und Filmemacher Marcel Schwierin in einer Kooperation des Werkleitz Festivals mit den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen entwickelt.

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