Übergordnete Werke und Veranstaltungen
Workshop Utopien vermeiden?
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Angelehnt an das Motto Utopien vermeiden des Werkleitz Jubiläums Festivals im Oktober 2013 in Halle stellte das Projekt Utopien vermeiden? (ein Ausstellungsprojekt zu Utopien, Szenarien und Modellen) die Frage nach der Aktualität von Utopien heute und untersuchte, wie Utopien ins Bild gesetzt, in den Raum gebaut oder auf die Bühne gebracht werden können.
Nachdem sich während des Sommersemesters 2013 Studierende und Dozenten in Halle und in Istanbul mit utopischer Literatur sowie historischen und aktuellen Beispielen für Modelle und Szenarien mit utopischem Charakter beschäftigt hatten, trafen wir uns im September in Istanbul und im Oktober in Halle, um Pläne für unseren Ausstellungsbeitrag zum Werkleitz Festival zu entwickeln.
Während gemeinsamer Exkursionen, Diskussionsrunden und Übungen erkannten wir die unterschiedlichen Verständnisse und Einstellungen zu Utopien in Deutschland und in der Türkei, aber auch zwischen den Generationen, zwischen den Studierenden und den Dozenten, sowie in den verschiedenen gestalterischen Fachgebieten und Disziplinen. Bezugspunkte der Überlegungen waren dabei heutige und vergangene stadtplanerische Utopien und Dystopien in Halle und Istanbul. Aber auch das utopische Projekt eines EU-Beitritts der Türkei und die aktuellen gesellschaftlichen Umwälzungs-prozesse in der Türkei spielten eine Rolle.
Als Ergebnis der Zusammenarbeit mit Studenten aus Istanbul richten wir einen kollektiv gestalteten Bereich im Foyer des Festivalzentrums ein. Ein Tisch mit Zitaten, Readern, die unsere Diskussionsprozesse und deren historische und theoretische Bezugspunkte verdeutlichen, und Literatur zum Thema versammeln, bieten den Besuchern einen Ort zum Lesen, Denken und Sprechen. Dieser offene Raum des Austauschs ist flankiert von marginalen Interventionen: Ein Film über aktuell stattfindende Abbrucharbeiten in Halle Neustadt, ein verheißungsvoll glühendes Fenster, kleine, kaum wahrnehmbare Architekturmodelle, Makulaturpapierstapel, Ballons, eine Uhr ohne Zeit, ein Overheadprojektor, der die Besucher einläd, Text- und Farbcollagen zu kreieren – diese Elemente schaffen einen atmosphärischen Raum, der insbesondere durch ein Zitat der türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan seine Prägung erhält. Erdoğan hatte am 18. September 2013 Umwelt-Aktivisten, die gegen Baupläne der Regierung protestierten (siehe die Proteste gegen das Abholzen des Gezi-Parks in Istanbul, um dort ein Militärgebäude aus der Ottomanischen Zeit zu rekonstruieren, oder gegen Straßenkonstruktionen durch den Campuswald der Middle Eastern Technical University in Ankara), zugerufen: „...if you want, we can send you to the forest. Go and live in the forest!“
Dieses Zitat „gidin ormanda yaşayın...“, „go and live in the forest...“, lässt sich mit einer Reihe von utopischen Konzepten verbinden, man denke nur an Henry David Thoreau’s „Walden or Life in the Woods“ von 1854. Das Utopische ist immer an alternative Lebenskonzepte gekoppelt. Lassen sich also, will man das Bestehende kritisieren, überhaupt Utopien vermeiden?
- Projektleitung: Maike Fraas, Malte Roloff;
- in Kooperation mit Werkleitz Zentrum für Medienkunst Halle, Mimar Sinan Güzel Sanatlar Üniversitesi, Istanbul;
- Projektpartner: Prof. Dr. Melih Görgün, Doz. Dr. Bahar Aksel, Doz. Dr. Sinan Niyazioğlu, Umut Südüak, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Istanbul sowie Prof. Dr. Nike Bätzner, Halle;
- Beteiligte Studierende der BURG: Maria Bauhofer, Johanna Padge, Sanna Schiffler, Olivia Schmid, Julia Senft, Nele Urbanowicz, Malte Westphalen, Judith Will;
- Beteiligte Studierende der Mimar Sinan Güzel Sanatlar Üniversitesi: Serim Dinç, Başak İncekara, Tuğçe İşçi, Çağın Kaya, Volkan Kızıltunç.