Nach Dürer

2025

Als Albrecht Dürer 1525 das Denkmal für die besiegten Bauern entwarf, wollte er damit seine ideale Proportionslehre illustrieren. Das Blatt findet sich in seinem Lehrbuch der praktischen Geometrie, zur Ausführung war der Entwurf nie gedacht. Andreas Siekmann (geb. 1961 in Hamm, lebt in Berlin) interpretiert Dürers Säule aus Weizenähren, Arbeitsgerät, Hühnerkörben und einem rücklings gemeuchelten Bauern, dem das Schwert noch im Rücken steckt, zeitgemäß, indem er die Tierallegorien des Sockels durch aktuelle Sinnbilder ersetzt. Gestapelte Konservendosen, eine Kabeltrommel mit Kupferdraht, ein ausrangierter Greifarm-Automat und ein Waffenständer flankieren seine Styroporsäule wie Symbole einer bedrohlichen und bedrohten Ökonomie. Das Denkmal liegt gestürzt am Boden im Hof der Moritzburg. Vergeblich müht sich eine Lastendrohne, den Bauern wieder aufzurichten. Die vernichtende Niederlage der Landbevölkerung wird so doppelt anschaulich. Ironischerweise hat man gerade im thüringischen Mühlhausen, etwa 150 Kilometer entfernt, die Säule nach Dürers Entwürfen sieben Meter hoch aus Bronze errichtet – zur Erinnerung an den Bauernkrieg 1524/25.

Zum Video

Nach Dürer, Andreas Siekmann
Installation, 2019/2025

Hauptkategorie:

Werkkategorie:

Veranstaltungskategorie:

Stipendienkategorie: