Seeing I: The Protagonists

2020

Seeing I ist eine grenzüberschreitende, mit Reizentzug arbeitende psychologische Kunstperformance, in der das Wesen und die Verortung des Selbst und dessen Verhältnis zu Gesellschaft und Technologie untersucht wird.

Im Rahmen einer öffentlichen Installation wird der Künstler Mark Farid über sieben Tage hinweg durchgehend ein VR-Headset tragen und alles mit den Augen und Ohren einer anderen Person wahrnehmen und nur das hören und sehen, was diese Person hört und sieht.

In Anlehnung an den Psychologen Philip Zimbardo, den Philosophen Jean Baudrillard und den Künstler Josh Harris wird Farid auf einen Galerieraum beschränkt und für die Dauer des Projekts nicht in der Lage sein, seine eigene Stimme zu hören oder seine Hände zu sehen. Die einzige menschliche Interaktion, die Farid zuteil wird, ist das Leben der Protagonistin bzw. des Protagonisten. Inwiefern wird diese simulierte Kohabitation im Leben einer anderen Person Farids Selbstgefühl ersetzen können?

Mit einer eigens angefertigten Brille wurde das Leben der Protagonist:innen vorab bis aufs kleinste Detail als 360°-Video und mit Surround-Sound aufgezeichnet: vom Zähneputzen über das Pendeln zur Arbeit, das Sozialleben bis hin zu den intimsten Momenten. Jegliche Bearbeitung erfolgt in Form einer Selbstzensur der Protagonist:innen, die selbst bestimmen können, welche Aspekte ihres Lebens sie mit Farid und dem Publikum teilen möchten.

Aufgrund der Pandemie hat Farid eine zusätzliche Version des Projekts mit dem Titel Seeing I: The Protagonists entwickelt. Darin wird das Publikum eingeladen, das Leben zweier Protagonist:innen ganz genau zu beobachten. Es kann sich die 24-stündigen Aufnahmen völlig ungeschnitten, ohne jegliche künstlerische Einflussnahme anschauen. Es geht dem Künstler nicht darum, die gezeigten Leben auf klischeehafte Weise zu erkunden, sondern vielmehr den Blick für individuelle Wahrnehmungen zu schärfen und dazu anzuregen, über die Vielzahl der Realitäten und was diese verbindet nachzudenken.

Diese Arbeit wurde im Rahmen des Programms European Media Art Platforms (EMAP) bei Werkleitz (DE) mit Unterstützung des Creative Europe Kulturprogramms der Europäischen Union realisiert.

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