Mosaic Virus & Myriad (Tulips)

2018

Anna Ridler zieht in ihrer Arbeit historische Parallelen zwischen der „Tulpenmanie“, die in den 1630er-Jahren über die Niederlande und Europa hereinbrach, und den derzeitigen Spekulationen um Kryptowährungen. In ihrer 3-Kanal-Videoinstallation zeigt sie blühende, sich kontinuierlich verändernde Tulpen. Das Erscheinungsbild der Tulpen wird dabei von einem Algorithmus gesteuert, der von der Entwicklung des Bitcoin-Kurses abhängt, und macht so die Fluktuationen dieses unsichtbaren Finanzmarktes sichtbar. „Mosaic“ ist der Name des Virus, das die Streifen in der Tulpenblüte hervorruft. Die gestreiften Blüten waren damals sehr gefragt und führten zu enormen Preisspekulationen auf dem Tulpenmarkt. Bevor das Virus in den 1920er-Jahren entdeckt wurde, wusste man nicht, woher die Streifen in den Tulpen kamen. Ähnlich verhält es sich mit den Bitcoin-Investitionen, die von dem reinen Verlangen nach Wertschöpfung getrieben werden, ohne die Mechanismen zu verstehen, die dieser Wertschöpfung zugrunde liegen. Mit ihrer Arbeit verweist die Künstlerin darauf, dass es auch andere Wege gibt, Informationen verständlich zu machen, und unterstreicht damit vielleicht auch, wie eigenartig es doch ist, der Natur einen wirtschaftlichen Wert zuzuweisen.

Myriad (Tulips) ist eine Installation aus Tausenden von handbeschrifteten Tulpenfotos, die die Datengrundlage für die Installationen Mosaic Virus (2018) und Mosaic Virus (2019) darstellen. Die Installation aller Fotos erstreckt sich über mehr als 50 qm und vermittelt eindringlich, wie viel Zeit, Geld und Mühe in die Erstellung eines Datensatzes fließt. In einem zeitaufwendigen Verfahren wurden die Fotos mit Magneten einzeln an einer schwarz gestrichenen Wand angebracht und bilden so ein scheinbar exaktes Raster. Bei näherem Betrachten fallen jedoch Unregelmäßigkeiten und Fehler auf und bringen sowohl die mühsame menschliche Arbeit, die dem maschinellen Lernen zugrunde liegt, als auch deren Unvollkommenheit ans Licht. Mit Hilfe der Installation wird das menschliche Element im Maschinenlernprozess, das für gewöhnlich von algorithmischen Prozessen verdeckt wird, offengelegt. Das Thema Tulpen greift Anna Ridler in ihren Mosaic Virus-Arbeiten erneut auf, um über die „Tulpenmanie“ eine Verbindung zwischen Spekulation und Wert herzustellen, aber auch um Parallelen zwischen der Geschichte der Blumen und den Datensätzen für das maschinelle Lernen zu ziehen.

Diese Arbeit wurde im Rahmen des Programms European Media Art Platforms (EMAP) bei IMPAKT (NL) mit Unterstützung des Creative Europe Kulturprogramms der Europäischen Union realisiert.

Installation

Dokumentation von m-cult

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