Übergordnete Werke und Veranstaltungen
Identical (?) Twins
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Sarah Vanagt filmt im April 2003 im Grenzgebiet zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. Schon Jahre nach dem Völkermord besucht Vanagt ein Camp, in dem Kriegswaisen und Flüchtlingskinder leben, oft völlig auf sich allein gestellt. Während der Genozid im Schulunterricht nur umschrieben wird, bahnt sich das Durchlebte in den Spielen der Kinder seinen Weg. Mit ihren selbstgebastelten Waffen, Mobiltelefonen und anderen Statussymbolen in den Händen imitieren sie im Spiel das Verhalten, das sie ihr Leben lang bei den Erwachsenen beobachtet haben… So werden sie zu unfreiwilligen Doppelgängern derer, die ihr Leben zu dem gemacht haben, was es ist.
Der israelische Künstler Omer Fast hat für die dOCUMENTA (13) die Arbeit Continuity produziert, die sich ebenfalls mit den Folgen des Krieges beschäftigt und nun erstmals in Halle gezeigt wird. In seiner mit André Hennicke und Iris Böhm glänzend besetzten, zeitgenössischen Wiedergänger-Geschichte um einen jungen Afghanistan-Rückkehrer vermischt der in Berlin lebende Filmkünstler Reales mit Fiktivem und macht dabei wohlkalkulierte Anleihen bei Horrorfilm und Melodrama, um die Belastung durch die Traumata des Krieges sichtbar und spürbar werden zu lassen. Bei Fast erscheint der Krieg als verborgenes, fast privates »worst case scenario«, das diejenigen, die davon betroffen sind, vollständig aus ihrem bisherigen Leben katapultiert und orientierungslos zurücklässt, während der deutsche Alltag weitergeht, als wäre nichts geschehen.