Girls | Museum

Wir werden in eine bereits konstruierte Welt hineingeboren. Mit ungetrübten Augen treten wir in eine Kultur ein, die bereits auf Grundlage der Einflussnahme anderer und deren Interessen geformt und gestaltet worden ist. Historische Kunstmuseen haben die Aufgabe, die materiellen Zeugnisse der kulturellen menschlichen Entwicklung und die künstlerischen Leistungen einer Zivilisation zu bewahren und zu interpretieren. In der überwiegenden Zahl der Fälle wurden die gezeigten Kunstwerke von Männern geschaffen, gesammelt und kontextualisiert. An den Wänden der nahezu geräuschlosen Ausstellungsräume mangelt es nicht an Darstellungen von Frauen - Mütter, Ehefrauen, Prostituierte, Modelle und Musen, alle durch die Augen männlicher Künstler gesehen.

Von einer Gruppe Mädchen im Alter von 7 bis 19 Jahren geführt, lädt Girls | Museum die Zuschauer*innen in die historische Kunstsammlung des MdBK (Museum der Bildenden Künste Leipzig) ein. Von Werk zu Werk, von Jahrhundert zu Jahrhundert erzählen die Mädchen, was sie sehen. Die Beurteilung von Kunst ist normalerweise ausgewiesenen Experten vorbehalten und die Sicht junger Mädchen wird selten einbezogen. In Girls | Museum erhalten und ergreifen sie die Möglichkeit, von einem freien und uneingeschränkten Blickpunkt aus zu sprechen. Von phantasievollen Sprüngen in ihren Erzählungen, bis hin zu prägnanten Stellungnahmen, von Geschlechterfluidität bis hin zu Macht, Ungleichheit, Prekarisierung und Krieg, auf eine zurückhaltende Art ruft Girls | Museum dazu auf, unserer grundlegenden Annahmen darüber, was und wen wir wertschätzen, zu hinterfragen.