Fragt die Steine

Tief in der Erde, in tiefer Zeit, finden seit geologischen Zeitaltern chemische und mechanische Vorgänge unter enormen Temperaturen und Druckkräften statt. Seit Menschen begonnen haben, in diesen Schichten zu graben, sie zu durchbohren, zu durchstoßen, zu sprengen, zu fördern und auszubeuten, findet der Boden unter unseren Füßen keine Ruhe. Unsere Zivilisation gründet sich auf den verborgenen Schichten der Erde. Sie beruht auf dem falschen Glauben, dass Ressourcen unendlich sind. Das Filmprogramm lädt auf eine Tour durch die Eingeweide der Erde ein.

Im Film Unearth – In Between States of Matter lotet Anika Schwarzlose die komplexe Beziehung zwischen Mineralien und Menschen aus der Perspektive von monströsen Bergbaumaschinen aus, die als Verlängerung des menschlichen Körpers die inneren und intimen Räume der Erde verschlingen.

Eine besondere Art von Landschaft erforscht Katharina Swoboda in ihrem Film Stones aus den Schubladen eines Mineralogiemuseums. Sie untersucht die Steine, Mineralien und seltenen Erden, die unsere Smartphones am Leben erhalten und uns mit den inneren Schichten des Planeten verbinden.

In Europium beschäftigt sich Lisa Rave mit jenem Element, das unsere digitalen Screens glänzen lässt, und verbindet die deutsche koloniale Präsenz in Papua-Neuguinea mit der geplanten Ausbeutung des Bodens der Bismarcksee als neokoloniale Fortsetzung.

Claudia Larchers Luftperspektive nimmt uns in ihrem Film Ore mit durch desolate Narbenlandschaften, entstanden aus weltweitem, aggressivem, unaufhörlichem Extraktivismus, bis in ein unterirdisch durch Bergbauarbeiter geschlagenes Labyrinth.

Wirtschaftliche, soziale und emotionale Verwerfungen, die das Leben in Bergbaulandschaften für deren Bewohner mit sich bringt, werden im Film Weißwasser Rundfahrt 01 von Jonas Eisenschmidt und Constanze Wolpers gehört und sichtbar gemacht. Was wäre, wenn wir den Steinen zuhören, wenn wir von ihren Weisheiten lernen, ihren Schmerz teilen und ihre Zeitlichkeit respektieren würden?