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Fahne für Werkleitz
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Fahne für Werkleitz Richtung Calbe/Barby, freies Feld
Die freistehende hellblaue Fahne auf dem Feld vor Tornitz bildete die erste visuelle Vorhut des Festivals "real[work]". Sie war weithin sichtbar für den auf der Landstrasse vorbeiziehenden Verkehr. Der für Autohäuser und Baumärkte typische Fahnenmast ließ an ein vielleicht an dieser Stelle geplantes Erschließungsvorhaben denken. Die Aufschrift ‘Anbieter' erinnerte an die symbolische Kolonialisierung der neuen Bundesländer nach der Wende. Durch Werbung und Marketingmaßnahmen wurde der öffentliche Raum regelrecht erschlossen.
Die Fahne stellte dennoch ein ernst gemeintes, offen bleibendes ‘Angebot' vor: der Hinweis auf die Biennale, stellvertetend für non—profit Kulturprojekte hier— und andernorts, im Wett bewerb mit einer Vielzahl von ‘Anbietern’ und Produkten.
"Fahne für Werkleitz"
Noch vor den Umleitungen und Umbenennungen der Straßen werden die Fahnen gesetzt. Die Bedeutsamkeit des Erschließungsprozesses wird mit der Fahne elegant manifestiert. Davon zeugen die Werbeflaggen kommerzieller Anbieter ebenso wie ehemals die norwegische Flagge auf dem Südpol und die amerikanische Flagge auf dem Mond oder, wie in dem Film ‘Mission to Mars', in der Wüste eines anderen Planeten. Der Claim wird abgesteckt, der Erschließer ist präsent.
Die 'Fahne für Werkleitz' kehrt den Prozess um. Die Leichtigkeit ihrer plastischen Erscheinung widerspricht dem Gewicht, das sie als Menetekel architektonischer Brutalität in Gestalt von Autohäusern, Tankstellen oder Kaufparks erlangt. Die Erschließung der ehemaligen LPG-Felder in ihrer Eigenschaft als idealer Baugrund für solche Verbrauchermärkte hat zur Veränderung des Landschaftsbildes geführt. Des Bildes einer Landschaft, die den Ersatz der Produktionsstrukturen durch die Strukturen für Konsum auf den Leib geschrieben bekommen hat. Die "Fahne für Werkleitz" integriert sich vollständig in dieses Bild und wird Teil, wenn nicht der Landschaft, so ihrer kommerziellen Überformung.
Es bedarf emotionaler und intellektueller Aktivität, um die Fahne als individuelles poetisches Zeichen aus diesem Umfeld zu lösen. Der Schriftzug "Anbieter" ohne bauliches Fundament wirkt omnipräsent und stiftet mehr Unruhe als die geschäftig gehende Tür eines Baumarktes. (Ipke Starke)