Übergordnete Werke und Veranstaltungen

Exkursion: Die Stadtkrone Besuch eines utopischen Ortes

Sonntag
5.9.2004
11:00

Auf dem Höhepunkt der Novemberrevolution verfasste Bruno Taut seine Schrift ‹Die Stadtkrone› (1919) und entwarf dazu phantastische Bauten als Symbolisierungen des ‹sozialen Gedankens› und Orte neuer Gemeinschaft. Eines seiner Stadtkronen-Projekte bezog sich auf den Lehmann-Felsen in Halle. Mit der Stadtkrone verband Taut die Vorstellung eines herrschaftsfreien Ortes lustvoller und schöpferischer gesellschaftlicher Assoziation, eine Art weltliche Kathedrale oder demokratisches Schloss. Alle namhaften Architekten der deutschen Avantgarde beteiligten sich an der Suche, für Halle eine solche Stadtkrone zu definieren.

Bruno Taut wurde 1880 im preußischen Königsberg geboren und starb 1938 als Emigrant in Istanbul. Er studierte in Berlin Kunstgeschichte und Städtebau. 1910 wurde er Mitglied im Deutschen Werkbund und engagiertes Mitglied der deutschen Gartenstadtbewegung. Sein erstes städtebauliches Projekt entstand 1913, die Gartenstadt Falkenberg bei Berlin - realisiert wurde ein als ‹Tuschkastensiedlung› berühmt gewordener erster Bauabschnitt, der den BewohnerInnen u.a. «Freude an der eigenen Pinselei» vermitteln wollte. Die jährlichen Sommerfeste der Siedlung waren aus ganz Berlin besuchte dadaistische Attraktionen. 1919 versuchte Taut mit dem Arbeitsrat für Kunst die politischen Umwälzungen auf den Bereich der Kunst auszudehnen und wurde von der bayerischen Räterepublik zum Leiter des bayerischen Bauwesens berufen. Er folgte 1921 einem Ruf als Stadtbaurat ins ‹rote Magdeburg›. Angeregt durch die russischen Revolutionskünstler und die Kunstschule Marc Chagalls im litauischen Kowno (Kaunas) ließ Taut mit der Aktion ‹Farbiges Magdeburg› das barocke Rathaus und ganze Straßenzüge, ja selbst die Elbkähne bunt übermalen. Neben anderen KünstlerInnen war daran auch der Hallenser Maler Karl Völker beteiligt, der die Aktion auf seine Heimatstadt ausdehnte. Bruno Taut, der in den 1920er Jahren gemeinsam mit Martin Wagner aus der Bauhüttenbewegung heraus die Grundlagen zum gemeinnützigen Wohnungsbau gelegt hatte, musste 1933 vor den Nazis via Schweiz nach Japan und schließlich in die Türkei fliehen.

Die Exkursion führt zum Lehmann-Felsen als Schauplatz diverser Stadtkronen-Wettbewerbe und zu weiteren utopischen Geschichten aus Halle und Umgebung.

TeilnehmerInnen des Gesprächs sind: Dr. Simone Hain, Architekturhistorikerin, Berlin

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