Nachruf
Thomas Jeschner 1967–2024
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Leise Ironie im Palaver und strengster Ernst in der Sache: Thomas Jeschner nahm seine Gesprächspartner immer angemessen ernst. Die Schlacht im Welfesholz (1115) begeisterte ihn ebenso wie die Knüpftechniken von Teppichen, Gitarrennoise von Velvet Underground oder die Schnabelform von Singvögeln. Man könnte das eklektisch nennen - oder universal. Wahrscheinlich war es eine elegante Mischung von beidem.
Das Kleine war ihm dabei groß und das Große klein. Als Mansfelder im nahen Ausland scheint dieser permanente Perspektivwechsel Jeschners in der Rückschau regelrecht logisch. Auch deswegen war er weder Autor noch Manager, weder Historiker noch Ornithologe, weder Germanist noch Musikwissenschaftler – sondern von allen das dilettantisch (von italienisch dilettante, Partizip Präsens aus dilettarsi, wie italienisch dilettare, „jemanden begeistern/erfreuen; liebhaben“, von lateinisch delectari „sich erfreuen“, „sich ergötzen“) Beste.
Thomas lachte selten, aber sein wissendes Lächeln wird allen, die ihn kannten, für immer im Gedächtnis bleiben. Er ist gestorben.
Der frühe deutsche Aufklärer Barthold Hinrich Brockes hat vor mehr als 250 Jahren ein paar Zeilen nur für Thomas geschrieben:
Zwitschern, seuftzen, lachen, singen,
Girren, stöhnen, gurgeln, klingen,
Locken, schmeicheln, pfeifen, zucken,
Flöthen, schlagen, zischen, glucken
Ist der holden Nachtigall
Wunderbar gemischter Schall.