Übergordnete Werke und Veranstaltungen
Acting Facts. From Testimonies to Peers Commission, 1970
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Das Massaker von My Lai, bei dem amerikanische Soldaten ein ganzes Dorf ermordeten, war einer der entscheidenden Wendepunkte im Vietnamkrieg. In der Folge gab es zahlreiche Aussagen von Vietnam-Veteranen über begangene Kriegsverbrechen vor offiziellen und inoffiziellen Kommissionen, das moralische Ansehen der USA war auf einem Tiefpunkt, der Krieg vor der Öffentlichkeit nicht mehr zu rechtfertigen. Der Schauspieler, der in Acting Facts die Aussagen von Soldaten rezitiert, wirkt in seiner sparsamen Gestik wie ein Anti-Denkmal: Statt aus „ewigem“ Material gehauen, agiert er in einem zeitbasierten Medium; er erinnert nicht an Ruhmestaten, sondern an Verbrechen, und er stellt mit jedem Satz die Frage nach der Gültigkeit menschlicher und medialer Erinnerung.
So grausam der Vietnamkrieg war, so wichtig war sein Ende: Es dürfte selten in der Geschichte der Menschheit eine militärisch so überlegene Macht auf inneren moralischen Druck hin einen Krieg beendet haben. Auch der Rassismus scheint von außen betrachtet ein Relikt der Vergangenheit: Mit einem schwarzen Verteidigungsminister, einer Außenministerin und jetzt einem nominierten Präsidentschaftskandidaten stehen Afroamerikanern die höchsten Regierungsämter offen. Doch spricht man mit amerikanischen Intellektuellen über die Anti-Rassismus- und Anti-Vietnamkriegs-Bewegung, so erfährt man tiefe Enttäuschung. Nicht wenige halten das ganze Projekt für völlig gescheitert, der Rassismus sei jetzt nur verdeckt und damit umso effektiver und der Irak-Krieg mitsamt Guantanamo und Abu Ghraib beweise, dass die USA an Vietnam nahtlos anknüpften.