Übergordnete Werke und Veranstaltungen

Volkseigentum – Arbeiter-Kollektive filmen ihr Gemeinschaftsleben – Ein kommentiertes Programm mit Filmen und Filmausschnitten zur Idee vom Gemeinwesen in der DDR

Samstag
4.9.2004
14:30

Volkseigener Betrieb. Eine uralte Utopie, in 40 Jahren DDR realisiert und pervertiert: allen gehört alles, alles was wir tun, kommt allen zugute. Ein paradiesischer Gedanke. Und was ist geblieben? Welche Einsichten kann das gescheiterte Experimentierfeld "DDR" heute zum Thema Common Property liefern? Ein Exkurs in den DDR-Arbeitsalltag – von Arbeitern selbst gefilmt –gibt ein (ideologisch gefärbtes) Abbild vom sozialistischen Gemeinwesen. Das Filmkollektiv des VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld, ein typischer vom Betrieb finanzierter Volkskunstzirkel, hat seit Beginn der 50er Jahre 16mm-Filme gedreht, finanziert von und teilweise im Auftrag des Betriebes. Jeder Film ist ein Kollektivprodukt, Autoren werden nicht genannt, der Rechteinhaber ist nicht zu ermitteln: alles gehört(e) allen. So blieben die Filme nach der Wende teilweise herrenlos, manches landete im Müll. Ca. 140 Filme und Filmreste werden heute vom Stadtarchiv und dem Kreismuseum Bitterfeld bewahrt.

Die frühen Titel 'Aufbau des Kulturpalastes' (1953) und 'Eine kleine Geschichte aus unseren Tagen' (1962) vermitteln kollektives Engagement voller Elan. Häufiges Thema der Filme waren Neuerervorschläge ('Unsere Reserve: Rationalisierung', 1971): Ingenieure und Arbeiter entwickelten gemeinsam neue Technologien zur Steigerung der Produktivität und Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Als Anerkennung gab es kollektive Auszeichnungen und eine bescheidene Prämie. Besonders die Jugend wurde motiviert, sich an der Neuererbewegung zu beteiligen und ihre Erfindungen auf der MMM (Messe der Meister von Morgen) auszustellen, wie ein kurzer Fernsehbeitrag von 1980 belegt. Zunehmend wurden Kollektivgeist und Erfinderfreude staatlich vereinnahmt und reglementiert. Auch die Filme des Filmkollektivs verlieren ihre Unschuld der frühen Jahre.

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